FW-Etzelstorfer: Die Handwerks-Ausbildung geht den Bach runter

Anforderungen an Fachkräfte werden systematisch nach unten nivelliert – Qualität ist kein Kriterium mehr

Der FW-Fachgruppensprecher der Tischler in der WKO und Leiter der Lehrlingsausbildung Wien, Schulrat Mst. Franz Josef Etzelstorfer ist erstaunt über die angedachte Weichenstellung für die Meisterprüfung der Tischler und Holzgestalter ab dem kommenden Jahr. So soll etwa das für die Meisterprüfung bisher obligatorische Meisterstück durch eine `Teamarbeit´ ersetzt werden. Statt handwerklicher Professionalität soll in Zukunft vermehrt auf Englisch statt Deutschkenntnisse im Unterricht, ausgeweitete Wirtschaftsfächer, Reduzierung des praktischen Unterrichtes und eine Aufteilung der Ausbildungszeit auf 3-4 Jahren für lernschwache Schülerinnen und Schüler gesetzt werden. „Der Wirtschaftsbund will das so, und durch die Stärke des ÖVP-nahen WB in der Wirtschaftskammer wird das dann auch so umgesetzt werden“, kritisiert Etzelstorfer.

Niemand verwehre sich gegen Reformen des Ausbildungssystems, hält Etzelstorfer fest: „Aber eine Festschreibung des seit Jahren beobachtbaren Absackens des Ausbildungsniveaus ist der falsche Weg“. Etzelstorfer erinnert, dass Österreich weder über Rohöl, besondere Bodenschätze oder gar ein wirtschaftsfreundliches Umfeld verfüge, in dem man günstig produzieren könne. „Österreichs größtes Kapital waren jahrzehntelang die hervorragend ausgebildeten Fachkräfte. Unser Knowhow, unsere Qualität und unsere Arbeitsmoral waren in der ganzen Welt bekannt und angesehen. In Österreich ausgebildete Fachkräfte waren in der ganzen Welt gefragt“, ist Etzelstorfer stolz. Dieser Ruf droht nun ruiniert zu werden.

Die Ursachen für den Qualitätsverfall sieht Etzelstorfer schon im Pflichtschulsystem. „Wenn bei der Lehre Jugendliche mit einem positiven Schulabschluss anklopfen, die nach neun Jahren Schulpflicht weder ordentlich lesen, schreiben, rechnen oder gar deutsch sprechen können, dann kann sich die Lehrlingsausbildung nicht auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren“, berichtet Etzelstorfer. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf, und zwar um das Niveau zu steigern. In Zeiten eines eklatanten Fachkräftemangels sei das Hinunter-Nivellieren der Anforderungen an den Nachwuchs nämlich das genau falsche Signal. „Das Ziel darf nicht sein, dass jeder eine Meisterprüfung schaffen können muss, sondern dass aus jeder Generation mehr hochqualifizierte Meister herangezogen werden können“, stellt Etzelstorfer klar. Er fordert eine Beibehaltung der bisherigen Anforderungen und wenn Reformen, dann in Richtung einer Steigerung des qualitativ hochwertigen Outputs aus der heimischen Lehrlingsausbildung. „Um den Wirtschaftsstandort Österreich zu sichern, ist das der einzige Weg“, so Etzelstorfer abschließend.