STIMMUNGSBILDER – Teil 2



Sven Stadler
Trafikant

Im Interview berichtet Sven Stadler, Inhaber einer Trafik im Bezirk Graz LIebenau, von den von den Herausforderungen denen er sich seit Beginn der Corona-Krise gegenübersieht. Bei den Stimmungsbildern geht es um eine authentische Wiedergabe der Erlebnisse und Sichtweisen von Unternehmern im Bezug zum Zeitgeschehen im Moment des Gesprächs. Wir möchten an dieser Stelle ausdrücklich festhalten, dass diese Gespräche mit Unternehmern aller Couleur erfolgen und daraus nicht zwingend eine Nähe zu unserer Organisation oder eine bestimmte politische Zugehörigkeit abgeleitet werden kann.

Sven Stadler vor seiner Trafik in Graz Liebenau

Wir durften bisher immer geöffnet haben. Insofern sind wir sicher weniger von den Maßnahmen der Regierung betroffen als viele andere Branchen. Unsere Sorge in dieser Zeit war eher, ob wir Ware bekommen oder nicht. In der Regel bezahlen wir unsere Ware erst sieben Tage später. Nachdem auch eine kleine Trafik stets einen Warenstand im Wert von 100.000 Euro auf Lager hat, könnten die Lieferungen in so einem Fall nicht aus dem laufenden Geschäft heraus beglichen werden. Am Anfang der Pandemie sind die Leute eher zögerlich gekommen. Nachdem sie am Vormittag ihre Lebensmittel eingekauft haben, sind sie danach noch kurz zu uns gekommen, um schnell wieder nach Hause zu kommen. In dieser Zeit hätte ich ab Mittag zusperren können, aber aufgrund der Vorgaben seitens der Monopolverwaltung ist uns das natürlich nicht erlaubt.

In der Folge, als die Grenzen geschlossen waren, ist unser Umsatz sogar leicht gestiegen. In dieser Zeit gab es am Markt so gut wie keine geschmuggelten Zigaretten und auch keine Grauimporte zu kaufen. Auch die Kunden, die nah zur Grenze wohnen, konnten keine günstigen Tabakwaren aus dem Ausland besorgen. Wenn überhaupt, dann hatten wir eher indirekte Einbußen. Die Gastronomie ist als Kunde ganz ausgefallen und der Betreiber der Tankstelle in meinem Gebiet ist statt zweimal in der Woche nur mehr einmal im Monat zu mir gekommen. Aber nachdem die Kunden in der Regel nicht auf das Rauchen selbst verzichten, haben viele davon wahrscheinlich dann ihre Rauchwaren gleich bei mir gekauft. Insofern hat sich das für mich ausgeglichen.

Was sich gegenüber den Vorjahren aber geändert hat ist, dass die Leute vermehrt ins Geschäft kommen, sagen was sie wollen und wieder gehen. Die Gespräche werden weniger, der persönliche Kontakt von manchen fast schon vermieden. Das ist sicher eine der Auswirkungen der Corona Politik, die ja ständig nur Angst schürt und die Leute dazu bringt soziale Kontakte rigoros zu vermeiden. Seither gehen die Leute am liebsten zum Automaten. Ich habe mehrere davon und sehe am Kundenverhalten, dass diese Entwicklung in Zukunft mit Sicherheit zunehmen wird.

Die Freiheitliche Wirtschaft hat Sven Stadler besucht und zu seiner Lage befragt. Von links: Birgit Eberhard, Sven Stadler, KR Dr. Erich Schoklitsch

Ich selbst habe keine Regierungshilfe in Anspruch genommen und bin froh, dass mein Geschäft auch in der Krise einigermaßen normal läuft. Wie lange sich der Staat diese Lockdown Politik noch leisten kann ist ohnehin fraglich. Wenn man bedenkt, dass wir Trafikanten dem Staat im Jahr ca. 2,4 Milliarden Steuereinnahmen bringen und jede Woche Lockdown der Wirtschaft ca. 1,7 Milliarden Euro kostet, dann gibt mir dieses Verhältnis ein Gespür dafür wieviel Geld hier verbrannt wird. Die Maßnahmen gehören aus meiner Sicht sofort beendet, jetzt, denn spätestens, wenn die Stundungen auslaufen und Urlaubs- und Weihnachtsgeld als zusätzliche Ausgabe noch dazu kommt, werden alle mit ihrem Latein am Ende sein.

Unsere Sorge ist eher, dass das Monopol in Zukunft einmal fallen wird. Ursprünglich hätte CBD auch nur über die Trafik verkauft werden dürfen. Nachdem wir die Ware bestellt hatten, hat das Finanzministerium einen Tag vor der Auslieferung das Gesetz gekippt. Jetzt darf es über den Handel verkauft werden. Das Monopol hat ja einen sozialen Hintergrund, weil es Menschen mit Behinderung eine Erwerbsmöglichkeit verschafft. Vielleicht gibt es eines Tages für sie einen Golden Handshake, um das Monopol zu beenden. Wer weiß. Es ist nicht auszuschließen, dass wir in dieser Branche nur die Ausbildner sind, bis das Geschäft gut geht, und es dann abgegeben werden. Wie es dann mit Jugendschutz und Investitionen aussehen würde steht auf einem anderen Blatt. Nachdem wir der größte Einzelhandel in Österreich unter einer gemeinsamen Marke sind, haben wir auch eine starke Lobby. Dass mir das was bringt, bezweifle ich persönlich zwar, aber wenn es nichts nützt, wird es zumindest auch nichts schaden.